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Brasiliens Westen & Paraguay

Nach 1’450 Kilometern auf Teerstrassen erreichen wir die Transpantaneira im nördlichen Pantanal. Über 150 km Erdpiste und 128 teils besorgniserregende Brücken führt unser Abenteuer nach Porto Jofre, wo das Tierglück auf unserer Seite steht. Ein weiteres Mal fahren wir nach Paraguay, wo wir Freunde überraschen und mit Gleichgesinnten einen gemütlichen Schweizer National-feiertag.

Rio, Route: Palmas, Cuiabá, Porto Jofre, Cuiabá, Rondonopolis, Parque Ema, Aquidauana, Jardim, Punta Pora, Asuncion, Altos, Encernation

 

Wir rollen wieder (Cuiabá)

Der Luftdruck in den Reifen wird wieder auf 4.5 Bar erhöht, so dass wir mit wenig Wiederstand Richtung Südwesten rollen können, nach den vielen Sandpisten ein tolles Gefühl. Die Landschaft wechselt nur langsam von Weidewirtschaft durch Zuckerrohrplantagen zu endlosen Maisfeldern bis hin zu Baumwollfeldern. Die Musik dröhnt aus den Boxen, der Fahrtwind weht uns ins Gesicht, und wir entscheiden uns voller Euphorie, die 600 km Umweg ins nördliche Pantanal auf uns zu nehmen. Letztes Jahr haben wir das südliche Pantanal bereits bereist und viele Tiere gesehen. Das Jaguar Glück stand jedoch nicht auf unserer Seite. Das nördliche Pantanal ist bekannt für seine grosse Jaguar Population, und wir sind gespann,t was uns erwartet.

                                                                                                         

Tankstellenbegegnung (Poconé)

Kurz vor Poconé stellen wir uns wie gewohnt an eine Tankstelle zum Übernachten. Wir wollen nur noch kurz duschen, nachtessen und ab ins Bett. Doch bekanntlich kommt es anders, als man denkt. So treffen wir auf zwei uruguayische Trucker Familien, mit denen wir schnell ins Gespräch kommen. Wir verstehen uns auf Anhieb und tauschen unsere Geschichten von der Strasse aus. Spontan bekochen sie uns in ihren Lastwagenküchen, welche sich seitlich unter den Anhängern befinden. Wir werden beschenkt mit einer uruguayischen Fahne und einem handgemachten Berret. Im Gegenzug wechseln unsere letzte Schweizer Schokolade, eine Sonnenbrille mit den Schweizerkreuzen und ein Sackmesser den Besitzer.

 

Lotto-Sechser (Porto Jofre)

Nach diesem tollen Abend sind wir nun bereit für die Transpantaneira. Diese staubige Erdpiste führt über 150 km und sage und schreibe 128 Brücken ins Herz des Pantanals. Die eine oder andere Brücke ist in bedenklichem Zustand, und es braucht etwas Mut, diese zu befahren. Für unseren Mut werden wir jedoch in Porto Jofre belohnt. Zusammen mit anderen Touristen buchen wir eine ganztägige Bootstour und machen uns auf die Suche nach einem Jaguar. Kaum 25 Minuten sitzen wir im Boot, sehen wir den ersten Prachtskerl am Ufer hin und her laufen. Nach kurzer Zeit begibt er sich direkt vor uns ins kühle Nass und schwimmt vor unserem Boot quer durch den ca. 60-80 m breiten Fluss. Der hungrige Jaguar versucht sich noch mit etwas Nahrungssuche bevor er die Uferböschung hochklettert und im Dickicht verschwindet. Glücklich sehen wir uns an und sind uns einig, was jetzt noch folgt, ist nur noch Bonus. Nur kurze Zeit später lassen sich zwei dieser prächtigen Exemplare während einer Stunde auf einer Sandbank bei der Paarung beobachten. Bis am Ende des Tages steigt die Zahl auf 7 Jaguare an, welche wir aus nächster Nähe beobachten können Was für ein Tag, wir können unser Glück kaum fassen. Da gehen all die anderen Tierbeobachtungen, die wir gemacht haben, fast vergessen. Erst beim Sortieren der über 1’000 Fotos und Filme wird uns die Intensität dieser Region so richtig bewusst. Überwältigt machen wir uns wieder auf den Rückweg und meistern die Überfahrten der Holzbrücken glücklicherweise ohne Probleme.        

 

Der Ameisenbär (Parque das Emas)    

Wir sind so richtig auf den Geschmack gekommen und wollen jetzt noch Ameisenbären und Tapire sehen. Laut Reiseführer soll dies im Parque Emas möglich sein. Die 540 km rollen wir gemütlich rauf und runter, bis uns eine ca. 40 km lange übelste, löchrige Strasse abbremst. Dafür lassen sich bis zu sieben Mais dreschende Mähdrescher auf einem Feld ablichten. Wir übernachten auf einer Anhöhe inmitten von Zuckerrohrfeldern und fahren den restlichen Teil der Strecke erst am nächsten Tag. Im Park darf nur eine14 km lange Rundstrecke selbst befahren werden, auf welcher wir einem Tapir begegnen. Für den Rest braucht man einen Guide. Diesen organisieren wir uns für eine Ganztagestour und sind erstaunt, wie viele Quadratkilometer des Parks entlang der Piste frisch abgebrannt wurden. Von unserem Guide erfahren wir dann, dass es sich um kontrollierte Feuer handelt und dies wahrscheinlich auch der Grund sei, warum wir nicht wie erhofft, auf den Ameisenbären treffen. Dieser findet nicht genügend Nahrung in dem abgebrannten Teil und der Russ bekommt seiner feinen Nase gar nicht gut. In unserer hilfreichen App „i-Overlander“, welche wir oft nutzen, um Übernachtungsplätze zu finden, finden wir dafür einen Eintrag über eine Strasse, wo andere Reisende viele Ameisenbären gesehen haben. Die Koordinaten sind schnell im Navi eingegeben, und wir müssen nicht einmal einen grossen Umweg fahren. Die Erdpiste von Rio Verde de Mato Grosso nach Aquidauana führt uns an vielen Farmen vorbei, und wir scannen die Weiden dauernd ab. Für die Nacht quartieren wir uns neben der Piste auf einer flachen Felsplatte ein, da wir frische Tapirspuren über die Piste sehen. Ein weiteres Mal ist das Glück auf unserer Seite. Nicht etwa der Tapir taucht auf, sondern der Ameisenbär in seiner vollen Grösse. Eine Stunde vor Sonnenuntergang kommt er aus dem Wald spaziert und sucht die gegenüberliegende Weide nach Nahrung ab. Anfänglich noch über 100 m entfernt, kommt er bis auf ca. 20 m in unsere Nähe. Wir sind beeindruckt, wie er sich lautlos fortbewegt und sich nicht gestört fühlt durch unsere Anwesenheit. So wie dieser Tag endet, beginnt der nächste auch gleich. Unsere Erfahrungen haben uns gezeigt, dass die Chance, Tiere zu sehen, im Morgengrauen am grössten ist. So fahren wir bereits um 7 Uhr los und sehen nach nur 25 Minuten Fahrt den ersten von 4 weiteren Ameisenbären. Einer überquert sogar die Strasse, so dass wir einen guten Blick auf seine speziellen Vorderbeine mit den grossen Krallen und seinen buschigen Schwanz bekommen. Was für eine Begegnung. Glücklich nehmen wir die letzten Kilometer bis zur Grenze unter die Räder und essen ein letztes Churasco in Punta Pora. Wir verlassen Brasilien mit vielen tollen Erlebnissen im Gepäck und reisen nochmals nach Paraguay ein.

 

Überraschungsbesuch (Altos)

Bereits das zweite Mal innerhalb eines Jahres reisen wir über denselben Grenzübergang nach Paraguay ein und werden prompt von der aufmerksamen Zöllnerin wiedererkannt. Nebel und Kälte lassen uns das Land zügig durchqueren, denn dieses Mal steht nicht die Landschaft im Vordergrund unseres Aufenthaltes, sondern ein Krankenbesuch. Da René bei unserer letzten Abreise wegen gesundheitlicher Probleme notfallmässig ins Spital musste, fahren wir zum 5. Mal ins Hasta la Pasta und überraschen die zwei mit einem Besuch. 

 

Nationalfeiertag (Altos)

Es ist eine Freude zu sehen, wie René täglich Fortschritte macht. Und doch haben wir das Gefühl, die Beiden könnten eine Abwechslung in ihrem doch sehr anstrengenden Alltag gebrauchen. So legen wir uns ins Zeug und organisieren eine würdige 1. Augustfeier. Gemeinsam mit anderen Reisenden wird dekoriert und gekocht. Bei strahlendem Sonnenschein essen wir Älpler Makronen, tanzen zu Schweizer Musik und versuchen uns sogar in der Landeshymne. Ein gelungener Tag wird abgerundet mit der Ehrung von René als Schweizer des Jahres und Marion als Optimistin des Jahres 2018. Dazu hat Betty ein Videozusammenschnitt mit Grussbotschaften von anderen Reisenden erstellt. 

 

Facelifting (Asuncion)

Bereits vor einem Jahr haben wir in Bolivien farbigen Stoff gekauft, mit der Idee, daraus Sitzbezüge für unseren Fahrer- und Beifahrersitz anfertigen zu lassen. Dank einem Tipp von Marion, sind wir nun doch noch fündig geworden und haben uns in nur einem Tag professionelle Überzüge machen lassen. Auch die von Steinschlägen gezeichnete Frontscheibe, welche uns seit Alaska begleitet, lassen wir ersetzen. Mit klarem Blick und einem schicken Interieur verlassen wir in Encarnation nun Paraguay endgültig Richtung Argentinien. Adios Paraguay.

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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