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Brasiliens Nordosten (Brasilien)

Wer Brasilien entdecken will, muss viele Kilometer zurücklegen. Den grossen Teil legen wir auf asphaltierten Schnellstrassen zurück, doch zu den wirklichen Naturschönheiten führen teils tiefsandige Naturstrassen. Da baden wir in glasklaren Wasserlöchern, besteigen bei Sonnenuntergang Sanddünen, schlendern durch barocke Städtchen und besichtigen stillgelegte Minen. Abgerundet wird das Erlebnis durch die offenen Begegnungen mit Brasileiros.

Route: Cabo Frio, Búzios, Novo Friburgo, Sáo João del Rei, Tiradentes, Ouro Preto, Brumadinho, Belo Horizonte, Trés Marias, Brasilia, São Jorge, Porto National, Mateiros, Parque Jalapão, Palmas, Araguacu

 

 

 

Auf den Spuren Bridget Bardot (Búzios)

 

Bereits um sechs Uhr morgens verlassen wir Rio und fahren über die fast leere Ponte Presidente Costa aus der Grossstadt raus.  Gemeinsam mit einigen Lastwagen rollen wir der Küste entlang nach Cabo Frio, wo unzählige Buchten auf Touristen warten. In Búzios machen wir uns auf die Spuren von Bridget Bardot, welche mit ihrem Freund eine Weile hier wohnte und so dem Ort zu Ruhm verhalf. Die Halbinsel glänzt mit über 23 kleineren und grösseren Buchten, welche zum Spazieren am Strand einladen. Und weil es so schön passt, trinken wir den einen oder anderen Caipirinha.                                                              

 

 

 

Auf ins Hochland (Novo Friburgo)                  

 

Wir verabschieden uns bereits wieder von der Atlantikküste und fahren auf kurviger Strasse durch hügeliges Land. Abwechselnd befinden wir uns im Regenwald und inmitten von Viehzucht. Nova Friburgo ist herrlich eingebettet in riesige runde Felshügel, ähnlich wie Rio. Ausgewanderte Schweizer, welche deutsch oder französisch sprechen, finden wir nicht. Dafür entdecken wir im Casa Suiza eine Käserei und eine Schokoladenfabrik, sowie ein Museum, welches die Geschichte der 1818 ausgewanderten Friburger dokumentiert. Wir decken uns ein mit Fondue, Raclette, Salami und Fleischkäse und sind so gewappnet für die nächsten Kilometer.

 

 

 

Motorengeräusche (Tiradentes)

 

Morgens fahren wir noch durch ein nebelverhangenes, hügeliges Tal und sehen nicht viel von der Landschaft. Exakt mit unserer Ankunft in Sāo Jāo del Rei drückt die Sonne durch, und wir haben freie Sicht auf die vielen Barockkirchen. Kaum parkiert, werden wir auf unser Auto angesprochen und gleich zu einem Kaffee eingeladen. So erfahren wir vom alljährlich stattfindenden Bike Festival im benachbarten Tiradentes, welches dieses Wochenende ca. 25`000 Motorradfahrer anziehen soll. Schnell machen wir uns auf den Weg in das kleine Städtchen, in welchem es normalerweise nicht viel mehr als Kopfsteinpflaster, barocke Häuser und Pferdekutschen zu sehen gibt. Auf dem Campingplatz rollen bis spät nachts Altrocker mit ihren Harleys und BWMs ein. In der Stadt werden die rausgeputzten Motorräder beidseits der Strassen parkiert und zur Schau gestellt. Laute Motorengeräusche hallen durch die Gassen, und es herrscht ein buntes, friedliches Treiben. Kein gutes Wochenende jedoch für die Pferdekutschenfahrer. Direkt neben dem Campingplatz fährt mehrmals am Tag eine Dampflokomotive aus Goldgräberzeiten vorbei und dient natürlich super als Fotosujet.

 

                                                                                                        

 

Ab in die Tiefe (Ouro Preto)                                                                                        

 

Nach 3 tollen Tagen in Tiradentes geht es weiter über eine kurvige Strasse nach Ouro Preto. Hier wurde früher Gold in grossem Stil abgebaut. Die Stadt liegt am Hügel und ist aufgeteilt in einen brasilianischen und einen portugiesischen Teil. Heute lebt die Stadt vom Tourismus sowie vom Eisenerzabbau. Wir schlendern durch die steilen Kopfsteinpflaster-Strassen und besichtigen die stillgelegte Goldmine, Palaca de Vehlo, welche im 18. Jahrhundert durch ca. 40 Sklaven mitten in Ouro Preto in Handarbeit ausgebeutet wurde.                 

 

Nur wenige Kilometer weiter befindet sich Mariana, ein weiteres Kolonialstädtchen, wo sich zwei Barockkirchen rechtwinklig gegenüber stehen. Auf dem Rückweg biegen wir spontan zur Mine Passagem ein. Ausgestattet mit Helm setzen wir uns in eine klapprige, dampfbetriebene Standseilbahn, welche uns einen Kilometer hinunter in den Stollen bringt. Froh, heil angekommen zu sein, laufen wir im nur von Steinsäulen gestützten Stollen zu einem unterirdischen See. Dieser 450 m tiefe und zwei Kilometer lange See ist bei Tauchern sehr beliebt. Wir baden nur die Hand im glasklaren Wasser und machen uns wieder auf den Weg ans Tageslicht.

 

 

 

Andere Dimensionen (Brasilia)

 

Bereits bei der Planung ist uns die Grösse Brasiliens aufgefallen. Die enormen Distanzen zwischen den einzelnen Zielen werden einem erst so richtig bewusst, wenn man selber unterwegs ist. Zwischen Ouro Preto und unserem nächsten Ziel, der Hauptstadt Brasilia, liegen etwa 1’000 Kilometer. Wir legen einen Stopp in Brumadinho ein und besuchen den 140 ha grossen Naturpark Inhotim mit seinen unzähligen Kunstausstellungen. Zudem verfügt er über eine der grössten Artenvielfalten an Palmen und exotischen Pflanzen. Wir leisten uns die Variante „inkl. Transport im Golfwagen“, was unsere Füsse sehr schätzen. Es sind so noch genügend Kilometer bei strahlender Sonne zurück zu legen. An den folgenden Tagen fahren wir morgens früh los und machen stündliche Fahrerwechsel. Oft schlafen wir an Tankstellen, wo es Duschen, ein preiswertes Buffet und Internet gibt.

 

 

 

Gastfreundschaft (Brasilia)                                                                                         

 

Je näher wir der Hauptstadt Brasiliens kommen, desto dichter wird das Verkehrsaufkommen. Die futuristische Stadt wurde in den 1950-er Jahren auf dem Reissbrett konstruiert und aus dem Boden gestampft. Da sie nach amerikanischem Vorbild geplant wurde, ist sie nur für Autofahrer ausgelegt und mit fünf-, sechsspurigen Strassen versehen. Leider gingen die Fussgänger vergessen. Als Autofahrer eine tolle Stadt mit grosszügig angelegten Parks und kostenlosen Parkplätzen. Da es in dieser jungen Stadt keine Favelas (Armenviertel) gibt, wagen wir uns sogar nachts raus, und bewundern die aussergewöhnlichen Bauten in den unterschiedlichsten Lichtern. Bei einer Stadtrundfahrt werden wir von brasilianischen Mountainbikern angesprochen, welche selber ein Wohnmobil besitzen. Sofort werden wir eingeladen, bei ihnen in einem Condominio (bewachte Wohnsiedlung) im Garten mit 4 anderen Wohnmobilen zu übernachten. Am Sonntagmorgen fahren wir dann gemeinsam an das lokale Wohnmobiltreffen im City Park, wo wir als Gäste von über 25 Wohnmobilisten erwartet werden. Dabei erfahren wir sehr viel über lokale Speisen und schöne Orte in Brasilien.  Wir bleiben noch zwei weitere Tage Gäste bei Carlos und Shila, bei denen wir uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bedanken möchten für die Gastfreundschaft.          

 

                                                                     

 

Wanderungen und Wasserfälle (Chapada do Veadeiros)                          

 

Mit vielen Tipps von unseren neuen Wohnmobilfreunden machen wir uns auf den Weg noch weiter in Richtung Norden. Nach einer kurzen Information in Alto Paraiso fahren wir als erstes ins Vale Lua (Mondtal). Hier schlängelt sich ein Fluss durch ausgewaschenen schwarzen Fels, wodurch sich tolle Formationen ergeben und wir uns ein erfrischendes Bad in einem Naturbecken gönnen. Auch am nächsten Tag werden wir nach einer 5-stündigen Wanderung bei 36° Celsius belohnt mit zwei Wasserfällen mit glasklarem Wasser, wo wir in toller Umgebung ein Bad nehmen.                   

 

                                                                                                                    

 

Tiefsandige Pisten und unangenehme Geräusche (Parque Jalapão)

 

Nach den erlebnisreichen Tagen sind nun wieder Fahrtage angesagt. Wir machen uns auf den Weg an den nördlichsten Punkt unserer Brasilienreise. In Porto National füllen wir Diesel-, Wassertanks und Nahrungsmittelvorrat auf. Die ersten 100 km rollen wir noch auf Teer dem Parque Jalapāo entgegen. Ab Ponto Alto do Tocantis beginnt das Abenteuer, und wir biegen auf eine Erdpiste ein. Nach nur wenigen Kilometern nimmt die Qualität der Piste merklich ab und tiefsandige Passagen wechseln sich mit steinigen Schotterpassagen ab. Wir kommen nur noch mit 15-20 km/h vorwärts, was uns mehr Zeit zum Geniessen der schönen, einsamen Landschaft gibt.

 

Einmal mehr sind wir fasziniert, wie unser Equipment diese Herausforderung problemlos meistert. Ein kleiner Stein findet den Weg zwischen Bremsscheibe und

 

-schild und erschreckt uns nur kurz. Die extrem ausgefressene Piste erfordert ein zusätzliches Fixieren der Kabine mit zwei Spanngurten, da ein Halter gebrochen ist. Ein herrlicher Sonnenuntergang und die leuchtende Milchstrasse über uns, entschädigen für all die Strapazen. Um sechs Uhr morgens fahren wir los und sind froh, die verbleibende 380 km-Piste trotzdem fahren zu können.                                                        

 

                                  

Naturschönheiten (Parque Japapão)  

Aras fliegen vor uns her, Tukane kreuzen unseren Weg, und wir kommen langsam aber sicher unserem ersten Ziel den Sanddünen, näher. Doch am Eingang dann die ernüchternde Information, dass unserem Fahrzeug die Einfahrt nicht erlaubt ist und wir nur mit einem Guide den Park betreten dürfen. Als nach drei Stunden noch kein Guide auftaucht, werden wir das Handtuch und fahren die letzten 25 Kilometer bis nach Madeiros. Hier lernen wir Carlos kennen. Er ist Guia-Tourista und macht uns ein tolles Angebot. So erleben wir den Sonnenuntergang doch noch auf den Dünen, und als Supplement laufen wir am nächsten Morgen in aller Frühe los, um den Sonnenaufgang vom Espirito Santo, dem höchsten Punkt im Park, zu betrachten.. So machen wir uns frohen Mutes auf den Weg zum nächsten Highlight, einem Fervedouro (Wasserloch), einem paradiesischen Pool mit weissem Sand am Boden, glasklarem Wasser, umsäumt von Bananenbäumen. Tagsüber teilen wir diesen mit etlichen Touristen, abends und frühmorgens haben wir ihn jedoch ganz für uns allein. Als wir dann noch die Erlaubnis bekommen, die Drohne steigen zu lassen und das Ganze von oben festzuhalten, sind wir einfach nur zufrieden. Die fehlenden 150 km Schotterpiste sind in einem guten Zustand, und so erreichen wir Palmas früher als erwartet.                                                             

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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