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Zentral-Anden (Chile/Argentinien)

In abgelegenen Tälern auf einsamen Pisten herumkurven und dabei hohe Grenzpässe überqueren oder schlemmen in Mendoza und bummeln in Vallparaiso, in den letzten Wochen haben wir wieder viel erlebt.

Route:

Las Loicas, Malargüe, Valle Hermoso, Cañon del Atuel, Mendoza, Villavincencio, Uspallata, Parque  National de Leoncito, Uspallata, Mirador Aconcagua, Paso Christo Redentor, Santiago de Chile, Limache, Valparaiso, La Serena, Vicuña, Paso Agua Negra, Las Flores, Parque Provincial Ischigualasto, Chilecito, Villa Union, Paso Pircas Negras.

 

Haarnadelkurven (Valle Hermoso)

In Malargüe füllen wir unseren Kühlschrank und fahren gleich weiter nach Las Lenas, einem der bedeutendsten Skigebiete von Argentinien, welches sogar von europäischen Skiteams als Sommertraining genutzt wird. Nach Las Lenas endet die gut ausgebaute Strasse und wird zur steilen Schotterpiste. Die Landschaft ist steinig, karg und zugleich spannend anzusehen mit ihren farblichen Nuancen. Nach ca. 30 km stehen wir am Aussichtspunkt zum Valle Hermoso, mit Blick auf die Lagune. Die Schotterpiste führt in 23 Haarnadelkurven runter ins Tal. Einfach fantastisch. Das Tal gefällt uns so gut, dass wir zwei Nächte darin verbringen und fantastische Sonnenunter- und -aufgänge erleben.

 

Schlemmen (Mendoza)

Wir bevorzugen wenig befahrene Schotter- oder Naturstrassen. Durch den Cañon del Atuel führt zwar eine Schotterstrasse, wenig befahren ist diese jedoch nicht. In Argentinien haben die Sommerferien begonnen, was das eine oder andere Ausweichmanöver auf der teils engen, kurvigen Piste abverlangt. Trotzdem finden wir einen tollen, einsamen Übernachtungsplatz mit Blick über den Stausee. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg nach Mendoza, die Gourmetstadt schlechthin in Argentinien. Als erstes besichtigen wir eine 100 Jahre alte Olivenoelfarm und lernen, dass es sich bei den grünen, braunen und schwarzen Oliven nicht um unterschiedliche Sorten handelt, sondern um unterschiedliche Reifegrade der Frucht. Von einer Fahrradtour zu den verschiedenen Weingütern, wie sie in den Reiseführern hoch angepriesen werden, sehen wir dankend ab. Die Route führt über viel befahrene Strassen und entspricht so nicht unseren Vorstellungen. Dafür empfängt uns Patricia von der Frutta Roja umso herzlicher und führt uns durch ihre Früchte- und Gemüseplantage. Am Ende dürfen wir die frisch produzierten Pasten degustieren. Als Basis dient uns ein Parking direkt in der Stadt. Dies erlaubt uns, abends zu Fuss durch die City zu gehen und das eine oder andere Glas Wein zu trinken. Bevor wir Mendoza verlassen, besuchen wir noch eine Käsefabrik. So sind wir nun gut eingedeckt mit Delikatessen für den täglichen Gebrauch.

 

Wir stecken fest (Parque national Leoncito)

Auf der kurvenreichen Schotterpiste via Villa Vincencio gelangen wir nach Uspallata und weiter in den Nationalpark Leoncito. Hier wandern wir durch farbige Hügel und besuchen das Observatorium mit dem grössten Teleskop (2.30 m Durchmesser) Argentiniens. Gegen Abend bildet sich eine dunkle Wolkendecke und leichter Regen setzt ein. Am Morgen werden wir von einem Ranger informiert, dass die Zufahrtsstrasse überschwemmt sei und wir den Park nicht verlassen können. Wir vertreiben uns die Zeit mit einer weiteren Wanderung und sehen den Arbeitern zu, wie sie den Traktor zuerst schweissen müssen, damit dieser die Strasse von den Schlammmassen befreien kann. Um zwei Uhr dürfen wir den Park verlassen. Nach einem kurzen Abstecher nach Calingasta wird uns das volle Ausmass der Wassermassen vor Augen geführt. Ganze Strassen und Strommasten sind weggespült. Bereits bilden sich nächste Gewitterwolken, weswegen wir zügig nach Uspallata zurückfahren.

 

Unterwegs auf den Spuren von Betty’s Vater (Parque provinicial Aconcagua)

Vor unserer Nase wird die Strasse zum Paso Christo Redentor infolge eines Erdrutsches gesperrt und wir sitzen ein weiteres Mal für 24 Stunden fest. Als er am kommenden Abend um 16.30 Uhr wieder geöffnet wird, ergreifen wir die Chance und fahren mit Hunderten von gestrandeten Autos, Bussen und LKW’s los. Am Mirador zum Aconcagua übernachten wir nach einer kurzen Besichtigung der Incabrücke. Bettys Vater hat den 6’962m hohen Aconcagua (höchster Berg Amerikas) vor 39 Jahren bestiegen. Morgens machen wir uns auf den Weg und laufen ein kleines Stückchen in Richtung des mächtigen Berges, der sich bei herrlichem Sonnenschein präsentiert.

 

Ein weiterer Grenzübergang (Santiago)

Der Paso Christo Redentor  gilt als Hauptverbindungsachse zwischen Argentinien und Chile und verbindet die Städte Mendoza und Santiago de Chile. Damit der Grenzübergang auch im Winter passierbar ist, wurde ein Tunnel gebaut. Wir entscheiden uns aber, über den 3’800 m hohen Pass zu fahren. Bereits auf der argentinischen Seite eine Augenweide. Die Gesteine wechseln ihre Farben und plötzlich fahren wir auf rotbrauner Sandpiste in steilem Gelände. Dementsprechend brauchen wir viel Zeit für Fotostopps. Auf der chilenischen Seite befinden wir uns auf einer rauen Schotterpiste, welche kaum befahren wird. Wir sind froh um unseren Allrad und die Bodenfreiheit. Über unzählige, enge Serpentinen führt uns der Weg ins Tal zurück auf die Teerstrasse, wo wir uns in die Kolonne einreihen. Nach der superschnellen Zollabfertigung, unser erster „Drive through“ auf unserer Reise (13 Abfertigungslinien), schlängeln wir uns gemeinsam mit geschätzten 100 LKW’s durch weitere 27 Serpentinen runter ins Tal. In der Kurve 17 legen wir eine Pause ein und beobachten genüsslich den Verkehr, wie er sich ins Tal bewegt. Endlich ist Santiago in Sichtweite. Wir navigieren uns mitten ins Zentrum, wo sich das einzige Drohnen-Reparaturcenter von Chile befindet. Da ein Ersatzteil für unsere Drohne erst bestellt werden muss, vereinbaren wir, dass uns die Drohne nach erfolgter Reparatur in den Norden von Chile geschickt wird. Drückt uns die Daumen, damit wir bald wieder Luftaufnahmen liefern können.

 

Farbenfrohe Hafenstadt(Valparaíso)

In Limache, ca. 30 km von Valparaíso entfernt, stellen wir uns auf einen Campground mit Pool, was bei den momentanen sommerlichen Temperaturen recht angenehm ist. Hier verabreden wir uns mit unseren Reisefreunden Köbi und Alice und fahren dann gemeinsam mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Valparaíso. Vergeblich versuchen wir einen Getriebe- und  Achsenoelwechsel durchführen zu lassen. So kaufen wir uns das entsprechende Oel und nehmen den Wechsel später selber vor. Die Stadt versprüht keinen sonderlichen Scharm. Nach einer Busfahrt durch die an steilen Hügeln gebauten Quartiere besteigen wir einen über 70jährigen Trolleybus, der mit seinem Knattern richtig Nostalgie versprüht. Zu Fuss schlendern wir durch schmale Gassen und steile Treppen ins Alegria-Quartier, wo die sonst so kargen Fassaden mit Wandbildern verziert sind und kosten die feine Küche eines gemütlichen Restaurants.

 

Solarküchen und Sternenhimmel (Vicuña)

Wir fahren ausnahmsweise entlang der Küste weiter nach Norden. Das Valle Elqui ist bekannt für die Produktion des Nationalgetränkes Pisco. Der Traubenschnaps wird vorwiegend als Pisco Sour serviert. Zum andern ist das Tal bekannt für seine vielen Observatorien. Mit etwas Glück ergattern wir uns noch am gleichen Abend einen Platz für eine Tour mit Beginn 22.00Uhr, im Observatorio Cerro Mamalluca in Vicuña. Pro Nacht werden hier während der Hauptsaison bis zu 800 Personen durchgeschleust. An der englischsprachigen Tour nehmen nur 4 Personen teil, so haben wir genügend Zeit, durch das 30 cm grosse Teleskop ferne Galaxien, Sternenhaufen und Nebelflecken zu beobachten. Ein tolles Erlebnis. Doch unser Highlight hier ist definitiv der sonntägliche Braten mit frischem Kartoffelstock, welcher ausschliesslich mit Sonnenenergie gekocht wird. Die innovativen Frauen von Villaseca backen frische Brötchen und eben tolle Menüs in den eigens hergestellten Solarküchen. Schmeckt herrvorragend.

 

Hoch hinaus (Paso Agua Negra)

Gut genährt von unserem Sonntagsbraten wollen wir die Anden ein weiteres Mal überqueren. Diesmal nehmen wir Fahrt auf in Richtung Paso Agua Negra, dem mit 4'779 MüM höchsten Grenzpass zwischen Chile und Argentinien. Dazu schlängeln wir uns ca. 170 km ein Tal hoch. Kurz vor dem argentinischen Grenzposten richten wir unser Nachtlager auf 3'000 MüM ein, um uns etwas an die Höhe anzupassen. Je höher wir kommen, desto mehr gibt Friedli beim Anfahren und Schalten schwarze Rauchzeichen von sich. Auch wir bewegen uns nur noch langsam und ringen nach Luft. Kurz vor der Passhöhe treffen wir auf drei europäische Radfahrer, welche dankend einen kühlen Saft aus unserer Bordküche und ein Stück Schokolade zur Stärkung annehmen. Kurz unter der Passhöhe sehen wir erste Büsserschnee-Felder. Den Namen verdankt der „Schnee“ seinem Aussehen, welches an Mönche im Habit erinnert. Schwarzes Wasser können wir keines ausmachen, dafür umso mehr farbige Berge, welche uns sehr begeistern.

 

Unterwegs in der Vergangenheit (Chilecito)

Wohlbehalten unter 3’000 m angekommen, wartet auf uns gleich die nächste Sehenswürdigkeit. In einem Fahrzeugkonvoi fahren wir  40 km durch das Valle de la Luna (Mondtal) im Parque Provincial Ischigualasto. Der Park begeistert mit seinen Farben und Formen, welche über 180 Millionen Jahre alt sind. Gemeinsam mit dem Guarda laufen wir zu den Cancha de Bochas (dem Ballfeld), hier liegen dunkle runde Steine wie verlassene Bälle in der Wüstenlandschaft. Weiter geht es auf der Ruta 40,  die früher als absolute Abenteuerstrasse galt. Dieser Charakter ging mit der Asphaltierung etwas verloren. Doch die schöne Landschaft, eine wilde Prärie  und rote Berge, ist geblieben und die Streckenführung nach Chilecito gefällt uns sehr gut. Sie ist kurvig und führt uns über den malerischen Miranda Pass mit seinen vielen Kakteen. Das Aushängeschild von der ehemaligen Minenstadt Chilecito ist die 40 km lange Seilbahn, welche Ende 1904 im Auftrag von englischen Goldgräbern, mit deutschen Maschinen erstellt wurde. Das gold-, silber- und kupferhaltige Gestein der Mine Famatina wurde von 4’400 m hinunter zum Bahnhof von Chilecito auf 1’080 m transportiert. Die Fahrt für Material und Personen dauerte 4 Stunden. Die Bahn wurde 1930 eingestellt und rostet seither vor sich hin. Faszinierend ist jedoch, dass diese ohne jeglichen Unterhalt noch in Betrieb genommen werden kann.

 

Drogenkontrolle (Paso Pircas Negras)

Eigentlich wollten wir über den Paso San Francisco wieder zurück nach Chile, um unsere Drohne abzuholen.  Da dieser jedoch gerade geschlossen ist, fahren wir das schöne Stück der Ruta 40 wieder zurück und biegen bei Villa Union in ein weiters enges Tal ein. Diesmal faszinieren schokoladenbraune aufgeschobene Gesteinsplatten, um die sich ein hellbrauner Fluss unzählige Male windet. Die Nacht verbringen wir aus höhentechnischen Überlegungen wieder auf 2'500 MüM in freier Natur. Nur ein paar Esel und Pferde schauen nachts vorbei. Mit den ersten Sonnenstrahlen geht es dann die ca. 160 km durch wunderschöne Landschaft rauf auf 4'500 MüM zur Lagune Brava, wo sich die schneebedeckten Berge drin spiegeln. Die Grenzformalitäten am wenig befahrenen Paso Pircas Negras laufen speditiv ab. Etwas zum Schmunzeln bringt uns der argentinische Zöllner, der bei unserer Ausreise mit dem Drogenhund ins Fahrzeug geht. Ob das wohl an Beats Frisur liegt? 

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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