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Chiles Süden

Chile empfängt uns mit Wetterkapriolen, wir wandern an frisch verschneiten Vulkanen, entspannen in Thermalquellen und besichtigen beim Inselhopping auf Chiloé unzählige Holzkirchen. Nach 2 Jahren und 3 Monaten erreichen wir unfallfrei und dankbar den Kilometer Null der Panamericana.

Route: Paso Mamuil Malal, Pucón, Villarica, Valdivia, Vulkan Osorno, Petrohué, Pargua, Ancud, Quemechi, Dalcahue, Isla Quinchao, Castro, Isla Lemuy, Quellón, Puerto Montt

 

Wir baden das Wetter aus (Pucón)

Chile empfängt uns mit Regen und Schnee. Über den Paso Mamuil Malal passieren wir die Grenze Argentinien/Chile bei garstigem Winterwetter zügig und fahren die steile Passstrasse, die zu unserem Erstaunen einwandfrei geteert ist, 1'000 Höhenmeter runter ins erste Dorf. Das Wetter bleibt kühl und regnerisch und wir befinden uns glücklicherweise nun im Gebiet der heissen Thermen. Schnell fällt die Wahl auf diejenige in Menetué, wo wir auf dem Parkplatz davor übernachten können. Hätten wir einen Schwedenofen, wäre dies das ideale Wetter, um diesen anzufeuern. Friedli’s top funktionierende Standheizung und der Gasherd, mit welchem wir heissen Tee kochen, schaffen auch eine gemütliche Atmosphäre.

Alles scheint perfekt, würden wir abends nicht bemerken, dass es feuchte Stellen im Aufbau hat. Als Sofortmassnahme decken wir das Dach mit einer Blache ab, um Schlimmeres zu verhindern. Im Bewusstsein, dass eindringendes Wasser unseren Aufbau dauerhaft beschädigt, machen wir uns schnell auf die Suche nach einem allfälligen Leck. Eine genaue Analyse zeigt jedoch, dass das Wasser nicht wie vermutet von aussen kommt, sondern vom stundenlangen Kochen und Heizen. Gepaart mit grosser Kälte ergibt das Kondenswasser. Uff, gerade nochmals gut gegangen.

So können wir entspannt punkt neun Uhr morgens das warme Wasser stundenlang geniessen.

 

Warten lohnt sich (Vulkan Osorno)

Mit aufgeweichter Haut fahren wir bei weiterhin regnerischem Wetter nach Villarica und stellen uns direkt auf einen Parkplatz am See. Den Tag verbringen wir mit Jassen und Updaten. Nur mit Hilfe einer Karte können wir erahnen, wo sich der Vulkan Villarica befindet. Dafür werden wir am nächsten Morgen mit einer Traumsicht belohnt. Der für unsere Vorstellung perfekt geformte und frisch verschneite Vulkan glitzert in der Sonne auf der gegenüberliegenden Seeseite. Das möchten wir uns aus der Nähe ansehen und fahren dazu eine Schotterpiste rauf in das Skigebiet direkt am Vulkan (für uns unvorstellbar). Laut Tourist Information soll es geöffnet sein. Geöffnet ist es tatsächlich, doch keine Skilifte sind in Betrieb. Während unserer Wanderung im Schnee staunen wir, wie viele gut gelaunte Schneesportler mit der kompletten Ausrüstung die Piste hoch wandern.

Auf dem Weg zum nächsten Vulkan fahren wir durch deutsch besiedeltes Gebiet und machen halt bei der Bierbrauerei Kunstmann in Valdivia. Eine Currywurst mit Pommes und Heinz-Ketchup, dazu ein grosses Bier und als Dessert Apfelstrudel und Sachertorte. Einfach eine deftige aber gute Abwechslung.

Eine kurvige, geteerte Strasse führt zur Talstation des Sessellifts vom Vulkan Osorno. Die Aussicht hier oben soll gigantisch sein. Das haben uns zumindest andere Reisende vorgeschwärmt. Nur kurz zeigt sich bei unserer Ankunft der graziöse Vulkan und verschwindet sogleich im Nebel. Zudem werden wir nachts noch eingeschneit, was uns nicht weiter stört. Auch hier zahlt sich unsere Ausdauer aus. Nach einem Tag Skihüttenatmosphäre präsentiert sich der Vulkan von seiner schönsten Seite. Zusammen mit unseren Schweizer Reisefreunden Alice und Köbi, die zwischenzeitlich dazu gestossen sind, machen wir uns, mit Schneeschuhen ausgerüstet, auf den Weg Richtung Gipfel und geniessen die herrliche Aussicht über den See.

Wir wollen den Vulkan nun noch aus einem andern Blickwinkel betrachten und fahren dazu nach Petrohué. Allein schon die Fahrt entlang dem gleichnamigen Fluss mit dem über smaragdgrünem zu petrolblauem Wasser ist eine Augenweide. Nicht nur einen anderen Blickwinkel erhalten wir während unserer vier stündigen Wanderung im Nationalpark, sondern es bildet sich langsam das so typische Sahnehäubchen, ein runder Dunststreifen über dem Gipfel.

 

Insel voller Holzkirchen (Chiloé)

Mit der Autofähre geht es vom Festland nach Chacao, auf die Hauptinsel der Inselgruppe Chiloé. Die Landschaft erinnert uns stark an unseren Aufenthalt in Irland. Schafe und Kühe weiden auf den saftigen, hügeligen Wiesen. Die kleinen Dörfer mit einfachen Holzbauten und ihren farbenfrohen Schindeln wirken verschlafen und strahlen Ruhe aus. Bis zu 2'000 mm Niederschlag gehen jährlich auf der Insel nieder. Aus diesem Grund sind in den vielen Fjorden riesige Lachs- und Muschelzuchtbetriebe ansässig. Der tiefe Salzgehalt macht den chilenischen Lachs zu einem sehr gefragten Produkt.

Unser Timing scheint perfekt. Nur an zwei von sechs Tagen regnet es und es ist Frühling.  An allen Ecken und Enden blüht es hauptsächlich gelb, aber auch orange und violett. Wir fahren steile, kurvenreiche Küstenstrassen entlang, mit tollem Blick aufs Wasser.

Chiloé ist bekannt für seine über 60 Holzkirchen, wovon 16 (alle mit Lerchenholz gedeckt) zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die Ruta de las Iglesias führt uns an vielen dieser einmaligen Exemplare vorbei. Auf Nachfragen und etwas Glück werden uns einige sogar aufgeschlossen und voller Stolz Erklärungen zum schlichten aber überwältigendem Innern abgegeben.

 

Kilometer Null der Panamericana (Quellón)

Ganz bewusst steuern wir die südliche Hafenstadt Quellón an. Hier befindet sich nämlich der Kilometer Null der Panamericana, welcher wir mit Umwegen während 2 Jahren und 3 Monaten gefolgt sind. Offiziell führt die Strasse von Anchorage (Alaska) über 21`000 km und durch 15 Länder (unterschiedliche Angaben im Internet!) nach Quellón (Chile). Wir haben ganze 75`762 unfallfreie Kilometer zusammen mit Friedli auf und neben der Panamericana verbracht. Ein Schild suchen wir jedoch vergeblich. Dieses befindet sich gerade in Revision. Egal, wir sind dankbar für jeden gefahrenen Kilometer und sind gespannt, wohin uns die nächsten bringen werden.

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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