Wir sind froh, Honduras während den letzten 12 Tagen erkundet zu haben, denn wir haben ein Land angetroffen, welches in Infrastruktur investiert und neue Strassen baut, die von rücksichtsvollen Verkehrsteilnehmern genutzt werden. Es schützt Naturschätze und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich, beherbergt wunderschöne Inseln und setzt sich mit dem Entsorgen von Abfall auseinander. Wir sind täglich von freundlich lachenden Menschen umgeben und fragen uns, wo all die Kriminellen wohl sind?
Route: Copàn, Gracias, Lago de Yojoa, Tela, Uitila, La Ceiba, La Unión, Valle de Angeles, El Paraiso
Bei der Ausreise nach Honduras sind wir froh, nicht mit einem Lastwagen unterwegs zu sein. Über mehrere Kilometer stehen diese auf der Fahrbahn aufkoloniert und warten geduldig auf die Abfertigung. Uns ist es erlaubt, diese auf der Gegenfahrbahn zu passieren, und wir werden von Zollhelfern zuvorkommend durchgeschleust. Die honduranische Zöllnerin blättert gemächlich in unseren Pässen, damit sie die Einreise einstempeln kann, schaut schliesslich mit einem breiten Lachen in unsere Richtung und sagt: Que lindo, was soviel bedeutet wie, ihr habt aber schöne Pässe. Im Nachhinein ist diese erste Begegnung für uns sinnbildlich für unseren Aufenthalt in einem Land, von welchem wir nur wenig mehr wussten, als dass es gefährlich sein soll und es deshalb viele andere Reisende in einem Tag durchqueren.
Wir sind froh über unsere Entscheidung, das Land näher kennen zu lernen und fahren auf kurvigen, steilen und stark zerlöcherten Strassen bis zum hübschen Städtchen Copán. Die berühmten Ruinen bestechen weniger mit gut erhaltenen Gebäuden als mit einer Vielzahl an steinernen Stehlen und einer langen Treppe, über tausend Glyphen, welche die Geschichte des Könighauses Copáns erzählen.
Als weitere Attraktion leben auf dem Gelände viele rote Ara-Papageien, welche gefüttert werden und sich von Menschen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Farbenpracht, die Spannweite der Flügel und die Nähe, aus welcher wir diese beobachten können, faszinieren einfach.
Unseren nächsten Stopp machen wir in Garcias. Dieses kleine, schmucke Städtchen mit seinen Kopfsteinpflasterstrassen war im 16. Jahrhundert für fünf Jahre die Hauptstadt von Zentralamerika. Viele koloniale Gebäude erinnern an diese Zeit und Strassenstände laden ein, das honduranische Essen zu degustieren.
Die gut ausgebaute Betonstrasse Richtung Lago de Yojoa lässt uns für einmal zügig vorankommen. In Esperanza, welches bekannt ist für seine Erdbeeren, kaufen wir ein und machen es uns am Lago de Yojoa gemütlich für den Nationalfeiertag der Schweiz. Ohne Feuerwerk, dafür mit einem Glas „Bündner Röteli“, zelebrieren wir diesen Feiertag bereits das dritte Mal auf unserer Reise ausserhalb der Schweiz. Wir durchqueren das Land bis an die Karibikküste und entscheiden uns für einen drei tägigen Inseltripp nach Uitila. Friedli parken wir im Hafen von La Ceiba und nehmen die Fähre zu einem Schnorchel-und Taucherparadies. Zuvor versucht Friedli uns davon abzuhalten, indem er über eine Schraube fährt und schleichend Luft verliert. Beat repariert den Schaden in Windeseile und pünktlich um 9.30 Uhr besteigen wir die Fähre. Bei Sonnenschein geniessen wir einen herrlichen Strandtag, schnorcheln im türkisblauen Wasser und vergraben unsere Füsse im weissen Sand.
Am Abend sitzen wir auf der Terrasse unseres Hotels und geniessen den kühlenden Regen.
Durch Whatsups von anderen Reisenden werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns ca. 70-100 km vom Zentrum des Hurrikan Earl befinden. Es werden Vorsichtsmassnahmen getroffen und rumliegende Sachen befestigt. Nur wenige Geschäfte auf der Insel schliessen ihre Türen ganz.
Im Gespräch mit lokalen Personen erfahren wir, dass die Voraussetzungen für diesen Sturm exakt die gleichen sind wie 1998, als Hurrikan Mitch einen Grossteil Honduras verwüstete. Glücklicherweise steigen die Windgeschwindigkeiten nie höher als 60km/h und es regnet innerhalb von 24 Stunden immer wieder, jedoch in normalem Ausmass.
Laut Internet Recherchen traf der Sturm diesmal in Belize City auf das Festland und brachte grosse Wassermassen und riesige Sturmschäden mit sich. Wir können es kaum glauben, nur 12 Stunden später sonnen wir uns wieder am Strand und nehmen am Nachmittag die Fähre zurück auf das Festland.
Gut erholt machen wir uns gemeinsam mit Friedli über eine 180 km lange, teils sehr schlechte Schotterpiste, auf den Weg ins Hinterland von Honduras.
Dabei durchfahren wir in abgelegenen Gebieten die unterschiedlichsten Vegetationszonen. Anfänglich sind es Bananen- und Ananasplantagen, dann fahren wir durch Zuckerrohrfelder hinauf in Regenwälder, wo Kaffee wächst und plötzlich befinden wir uns in schwer zugänglichem Gebiet, wo nur noch so etwas wie Alpwirtschaft betrieben wird. Die hohe Luftfeuchtigkeit von über 80% lässt uns selbst auf dem Bergabweg, nach einer drei stündigen Wanderung zu einem weiteren Wasserfall im Regenwald, enorm schwitzen. Da hilft nur noch, die geleerten Wasserflaschen an den Bächen zu füllen und immer wieder über den Kopf zu leeren.
Nahe der Hauptstadt Tegucigalpa statten wir dem Dorf Valle de Angeles, in welchem viele Künstler beheimatet sind, einen Besuch ab. Am Sonntagnachmittag pilgern hunderte aus der Stadt hierher und stöbern in den Gassen nach Unikaten. Ein Konzert im zentralen Park, Strassenkünstler und –musiker, dazu viele Restaurants runden das Angebot angenehm ab. Wir setzen uns in ein Restaurant mit Dachterrasse, schauen dem bunten Treiben zu und lassen unseren 12 Tage Aufenthalt in Honduras bei einem Rum ausklingen.
Während Beat am Morgen turnusgemäss die Räder von Friedli rotiert, gesellen sich Neugierige aus dem Dorf dazu. So auch zwei Brüder aus Honduras, welche selber eine Buslinie betreiben und Beat interessiert über die Schulter schauen. Spontan laden sie uns zum Kaffee ein.
Einmal mehr verabschieden wir uns von freundlichen, zuvorkommenden Menschen und verlassen Honduras Richtung Nicaragua.