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Guatemala

Während unseres 6 wöchigen Aufenthaltes in Guatemala lernen wir intensiv Spanisch und bekommen dank dem Aufenthalt in einer Gastfamilie einen Einblick in die Lebensart der Guatemalteken. Uns beeindrucken die Traditionen, welche hier gepflegt werden, und wir bewundern die Bauern, welche die steilen Hänge meist in Handarbeit bewirtschaften. Wir besichtigen eine Kaffeeplantage und besteigen etliche Vulkane.

Route: El Remate, Tikal, Flores, Coban, Lanquin, Semuc Champey, Coban, Guatemala City, Panajachel, San Pedro, Quezeltenango, Antigua, Guatemala City, Monterrico, Oratorio.

 

Ab dem Grenzübertritt nach Guatemala bewegen wir uns nun für eine längere Zeit in spanischsprachigem Gebiet. Im Grenzdorf Melchor stocken wir unsere Nahrungsmittel auf und fahren mit gefüllter Bordküche bis El Remate, wo wir unsere erste Nacht in Guatemala gemeinsam mit unseren bereits längerfristigen Reisepartnern aus England, Amy & Guy, direkt am See verbringen.

 

Ausgeruht und frisch gebadet heisst unser nächstes Ziel Tikal-Nationalpark, welcher mit 550 km2 und tausenden von Pyramiden zu den grössten seiner Art zählt.

 

Nach einer langen Fahrt durch den Dschungel werden wir auf unserem Übernachtungsplatz von Papageien, Brüllaffen und einem Rudel Nasenbären begrüsst.

 

Morgens um sechs Uhr wandern wir mit Stirnlampe ausgerüstet zu den acht für die Öffentlichkeit zugänglich gemachten, hochaufragenden Pyramiden, welche sich über dem Urwald exakt nach der Sonne richten. Willkommene Abwechslung bringen die sich lautstark von Ast zu Ast schwingenden Brüllaffen, Mangos pflückende Klammeraffen und ein mit seinen Jungen durch die Anlage spazierender Pfauentruthan. Neben all den imposanten Pyramiden und Stelen gehört der erste in freier Natur lebende Tukan zu unseren Highlights des Tages.

 

 

 

In Flores werden wir positiv überrascht beim Füllen unseres Dieseltankes. Mit 53 Rappen pro Liter ist dies definitiv der günstigste Diesel seit wir auf Reisen sind. So machen die weiteren Kilometer nach Coban gleich doppelt Spass, wäre da nicht ein heftiges Gewitter, welches direkt vor uns einen Baum zum Stürzen bringt, der das Stromkabel mit sich reisst. Vor uns brennt es lichterloh! Sofort wendet Beat Friedli gekonnt auf engstem Raum und bringt uns in Sicherheit. Im nahe gelegenen Dorf warten wir bis der Regen nachlässt.

 

In einer halsbrecherischen Aktion räumen wagemutige Guatemalteken die Stelle per Machete frei und wir können unsere Fahrt nach nur 20 Minuten fortsetzen. Nach einer kurvenreichen Fahrt von 270 km über Berg und Tal erreichen wir müde die Kaffeeplantage in Coban, welche wir am nächsten Morgen besichtigen. Dabei erfahren wir, wie die Kaffeepflanze ursprünglich von Äthiopien via Deutschland nach Guatemala gebracht wurde und dass sämtlicher Kaffee mit der besten Qualität exportiert wird und den Guatemalteken fast „nur“ zweitklassiger Kaffee zur Verfügung steht.

 

Beim Durchwandern der Plantagen fallen uns die Bananenbäume auf, welche in regelmässigen Abständen zwischen den Kaffeepflanzen wachsen. Diese werden bewusst als Schattenspender gepflanzt und erhöhen den Ertrag, weil nicht mehr als 50% Sonne bis zu den Bohnen durchdringen darf.

 

Nachdem wir nun wissen, mit wie viel Arbeit das Pflanzen und Ernten der Kaffeebohnen verbunden ist, geniessen wir eine Tasse schwarzen Hauskaffee, wie dies die Guatemalteken tun.

 

 

 

Gestärkt fahren wir 20 km auf einer löchrigen Teerstrasse durch Kaffeeanbaugebiet und stechen dann auf einer steilen Schotterpiste 1'000 Höhenmeter hinunter ins Tal nach Lanquin.

 

Dort befindet sich eine besondere Kalksteinhöhle. In dieser können neben Stalaktiten handgrosse Spinnen und angeblich über eine Million Fledermäuse beobachtet werden. Und genau diesem Spektakel wollen wir beim Eindunkeln am Ausgang der Höhle beiwohnen. Tausende von Fledermäusen suchen sich den Weg in die Nacht, um Nahrung zu finden. Wir stehen exakt im ca. 4x5 m grossen Ausgang und spüren den Luftzug der Flügelschläge an unseren Köpfen. Zu unserem absoluten Erstaunen erfolgt dies komplett laut- und berührungslos.

 

Noch 11 km weiter südlich liegt Semuc Champey. Erreichbar ist diese 300 Meter lange Naturbrücke aus Kalkstein mit zahlreichen Becken, die vom kühlen Flusswasser durchspült werden und zum baden einladen, nur über eine schlecht ausgebaute Schotterstrasse voller Schlaglöcher und enormen Steigungen. Wir legen den Geländegang ein und fahren im Schritttempo unserem Ziel entgegen. Während Friedli sich beim Hotel Posada Las Marias mit Hugo, dem Land Rover unserer englischen Freunde, eine wohlverdiente Pause gönnt, machen wir uns zu Fuss auf den steilen Weg zum Mirador (Aussichtspunkt).  Einmal mehr haben wir Wetterglück und geniessen einen tollen Blick auf die verschieden farbig schimmernden Wasserbecken. In einem smaragdgrünen gönnen wir uns, zurück im Tal, ein erfrischendes Bad.

 

 

 

Auf der Rückfahrt trauen wir unseren Augen nicht. Als wir auf der schmalen, holprigen Strasse einem Auto mit amerikanischem Nummernschild ausweichen, fragt der Fahrer in breitem Baselbieter Dialekt „Was mached den ihr do, eui hämmer z’Belize scho mol krützt“. Schnell stellt sich heraus, dass die beiden Brüder nur etwa 12 km entfernt in Lausen (Baselland) wohnen und auch Richtung Süden unterwegs sind. Die schmale Strasse eignet sich jedoch nur schlecht für ein Plauderstündchen. So verabreden wir uns spontan in San Pedro zu einem Gerber-Fondue.        

 

 

 

Wegen einer tägigen Strassenblockade können wir nicht wie geplant direkt zum Lago di Atitlán fahren. So entscheiden wir uns für den rund 100 km längeren Weg via Guatemala City. Die abwechslungsreiche Landschaft und die gut ausgebauten Strassen lassen uns nicht lange traurig sein. Kurz vor Guatemala City werden wir erstmals von der Polizei angehalten, zwecks Identitätsüberprüfung.

 

 

 

Auf der Fahrt durch die City wird uns  vor Augen geführt, dass in einer so grossen Stadt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchenstimmung herrscht. Während die Polizei eine halbzugedeckte Leiche auf der Strasse fotografiert, können wir über die Gründe nur spekulieren.

 

Um so grösser ist die Freude beim Eintreffen in der Cabana Suiza. Walter Senn und seine drei Geschwister führen das Hotel und Restaurant mitsamt Helikopterlandeplatz und Hochzeitskappelle, mit toller Aussicht über die Stadt, in dritter Generation.

 

Wir werden herzlich begrüsst und dürfen auf dem Grundstück gratis parken. Friedli wird zudem von einem waschechten Bernhardiner und ein paar Enten bewacht. Ohne zu zögern machen wir uns hinter die Schweizer Speisekarte im Restaurant und verspüren grosse Lust auf Bratwurst mit Rösti und eine feine Engadiner Nusstorte  zum Dessert.

 

Nach so langer Reisezeit schmeckt heimisches Essen einfach noch viel besser und in der Cabana Suiza gibt’s alles, was das Herz begehrt.

 

 

 

Gerne wären wir etwas länger geblieben, doch unser Ziel ist es, Spanisch zu lernen am Lago di Atitlán. So fahren wir am nächsten Tag bereits weiter, im Wissen, wir kommen hierher zurück. Die Strasse führt entlang steilen Hängen auf Höhen bis zu 2’700 m. Die  letzten Kilometer führen steil und abenteuerlich runter an den See, welcher uns etwas an den Vierwaldstättersee erinnert. Oft fragen wir uns: hat diese Strasse einfach viele Löcher oder sind es Löcher von etwas Strasse umgeben? Egal, Friedli meistert das einmal mehr bravourös und wir erreichen San Pedro unbescholten.

 

Friedli stellen wir für eine Woche auf einen bewachten Parkplatz, und wir beziehen unser Zimmer bei einer guatemaltekischen Familie. Am Montag um 8.00 Uhr ist es dann so weit, wir starten in das Abenteuer Spanisch-Schule. Es ist schon eine Weile her, seit wir das letzte Mal die Schulbank drückten, und hier bekommt jeder seinen Privatlehrer. In einfachen, schön angelegten Gartenhäusern im Grünen mit Sicht auf den See, studieren wir jeweils vier Stunden pro Tag. Danach werden wir von unserer Gastmutter mit traditionellen Gerichten bekocht, damit wir gestärkt unsere Hausaufgaben für den nächsten Tag erledigen können. Die Woche vergeht wie im Fluge und wir ziehen bereits wieder im Friedli ein.

 

Während unserer zweiten Schulwoche findet in San Pedro das alljährliche Dorffest statt.

 

Die Schulstunden werden dem Aktivitätsprogramm angepasst. So können die Lehrer und wir jeweils die traditionellen Veranstaltungen besuchen und uns an den Ständen mit verschiedenen Köstlichkeiten die Bäuche voll schlagen. Der Umzug durch die engen Gassen mit Wagen und Musikgruppen erinnert uns etwas an die Baselbieter-Fasnacht.

 

Wir wohnen der Amtseinsetzungszeremonie der Schönheitskönigin vom Dorf bei und werden Zeugen eines speziellen Brauchs, wo sich Grossväter des Dorfes auf dem Festgelände versammeln und mit der frisch gekürten Schönheitskönigin tanzen. Während der Tanzpausen werden sie gratis verköstigt mit Bier und Schnäpsen. Da das Angebot ausgiebig genutzt wird, wundert es nicht, dass die Tanzschritte der Grossväter zu späterer Stunde uns mehr und mehr zum schmunzeln bringen.

 

Als krönenden Abschluss unserer Zeit in San Pedro besteigen wir noch den Vulkan San Pedro. Bereits um fünf Uhr machen wir uns mit einem Guide auf zum 1'200 m höher gelegenen Gipfel und geniessen die Aussicht über den See.  Es gilt als erstes Training für unsere Beine, um sie fit zu machen für die geplante zweitägige Wanderung auf den 3’976 m hohen Vulkan Acatenango nahe Antigua.

 

 

 

Den leichten Muskelkater kurieren wir anschliessend in den Fuentes Georginas aus, wo wir uns in den natürlichen heissen Quellen ein Bad auf 2’400 m gönnen. Dabei fahren wir durch landwirtschaftlich stark genutztes Berggebiet und beobachten, wie Menschen an steilsten Hängen Gemüse ernten.

 

Uns beeindruckt die Art und Weise, wie die Karotten vor Ort gewaschen und dann fast nach schweizerischem Muster dreilagig und in Reih und Glied feinsäuberlich in Säcke gepackt werden.

 

Nach einer abenteuerlichen, extrem steilen Fahrt zur Laguna Chicabal, setzen wir unser Höhentraining fort. Der magische See auf 2’712 MüM ist in den Krater des Vulkans Chicabal eingebettet und dient den Mayas als heiliger Ort, wo oft Zeremonien abgehalten werden. Wir wandern zum Mirador hoch, um dann über eine 615 Stufen lange Treppe zum See zu gelangen. Die mystische Stimmung und die Stille dieses Orts gepaart mit den Blumen, welche noch im See stehen, lassen uns erahnen, weshalb für die Mayas gerade dieser Ort heilig ist.

 

 

 

Unser Weg führt uns weiter über kurvige Strassen, durch enge Dörfer und über etliche Steigungen nach Antigua. Wir parken Friedli im grosszügigen Areal der Touristen Polizei und treffen auf einige andere Langzeitreisende,  welche wir bereits aus den USA, Mexico, oder Belize kennen. Gemeinsam schlendern wir durch die ehemalige Hauptstadt, welche mit ihren Kopfsteinpflasterstrassen und pastellfarbenen Fassaden eine gewisse Anziehung auf uns ausübt. Der Regierungssitz wurde bereits in der Kolonialzeit nach einigen schweren Erdbeben in das neue Guatemala City verlegt. Während einige der Kirchen und städtischen Gebäude wunderschön renoviert wurden, stehen unzählige als zerbröckelnde Ruinen in schönen Parkanlagen.  Umgeben wird die Stadt, welche auf 1'500 MüM liegt, von drei Vulkanen, die uns in ihren Bann ziehen. Wir nehmen an einer Tour zum Vulkan Pacaya teil. Der letzte Ausbruch liegt 2 Jahre zurück und trotzdem ist es noch möglich, an gewissen Stellen, wo heisse Luft aus den Lavasteinen dringt, marsh-mallows, oder schweizerisch, Würste zu braten, was wir natürlich tun.

 

Jetzt fühlen wir uns gut vorbereitet und machen uns auf  zum 3’976 MüM liegenden Acatenango. In einer zweitägigen, geführten Tour wandern wir den steilen Weg hoch zum Basislager, welches sich auf 3'600 m befindet. Wir haben nicht nur grosses Wetterglück, sondern der drei km entfernte Vulkan Fuego ist auch tatsächlich aktiv. Wir bewundern das Naturschauspiel seiner Ausbrüche bei Tag und Nacht. Eindrücklich, mit welch grollendem Geräusch sich der nächste Lavaausbruch jeweils ankündigt.  Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, nachts aus nächster Nähe die rote Lava durch den Himmel fliegen zu sehen und zuzuschauen, wie sie sich den Weg ins Tal bahnt.

 

 

 

Morgens um 5 Uhr machen wir uns mit Stirnlampen ausgerüstet auf den beschwerlichen Weg zum Gipfel. Kalter Wind und Nebel bläst uns ins Gesicht und erschwert das Atmen in dieser Höhe zusätzlich. Doch kaum oben angekommen, wird es klar, und wir geniessen eine fantastische Rundumsicht, diesmal runter, auf den 200 m tiefer liegenden Fuego und den etwas entfernteren Agua. Und wieder werden wir belohnt mit zwei grossen Eruptionen. Wir sind uns  einig, es war anstrengend, doch die Mühen haben sich definitiv gelohnt. Dieses Erlebnis werden wir nicht so schnell vergessen.

 

 

 

Nach 5 Tagen verlassen wir Antigua, um nochmals eine Bratwurst in der Cabana Suiza geniessen zu können. Leider erwischt Beat eine üble Magen- Darmgrippe und so sind wir froh, an einem guten Ort stehen zu können und die Infrastruktur mitbenützen zu dürfen. An dieser Stelle einfach nochmals ganz herzlichen Dank an Walter und das Cabana Suiza Team.

 

Als sich Beat besser fühlt, besuchen wir das historische Centrum von Guatemala City, um danach runter an die Pazifikküste zu fahren. Dies ist mit einem extremen Temperaturanstieg verbunden. Von bisher angenehmen 25-28°C wird es 35-37°C mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 90%. Doch nach dem perlweissen Sandstrand in Cancun wollen wir in Monterrico das Gegenteil ebenfalls mit eigenen Augen sehen. Durch die unzähligen Vulkane, ist der Strand hier schwarz. Unseren Aufenthalt an der Küste verbinden wir mit einem Besuch in der Arcas Tierauffangstation. Sofort wird uns offeriert, an den nächtlichen Strand-Patrouillen  teilzunehmen und dabei eierlegende Schildkröten aufzuspüren, um die Eier danach ins Ausbrütungs-Zentrum zu bringen. Das machen wir natürlich gerne.

 

Die Fahrt Richtung El Salvador bietet noch ein weiteres Abenteuer. Zusammen mit einem  PW fahren wir auf ein Holzflachboot mit einem einfachen Aussenbordmotor. Dieser schippert uns in zwanzig Minuten durch Mangrovenwälder. Froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben, nehmen wir die löchrige Holperstrasse gerne in Angriff, um am nächsten Morgen Guatemala zu verlassen. 

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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