Das feuchte Klima des Urwalds im Süden Mexicos lässt uns manche Schweissperle vergiessen. Abkühlung finden wir in glasklaren Cenoten, Pools oder im türkisfarbenen karibischen Meer, wo wir unter Palmen die Seele baumeln lassen. Der perfekte Ort, um Besuch aus der Schweiz zu empfangen und zwei erlebnisreiche Wochen gemeinsam zu verbringen, bevor wir nach über 4 Monaten Mexico Richtung Belize verlassen werden.
Route: Veracruz, Tlacotalpan, Catemaco, San Cristobal de las Casas, Palenque, Campeche, Sisal, Izamal, Rio Lagartos, Tulum, Punta Allen, Bacalar
Nach über 2'500 Kilometer im Hochland von Mexiko gelangen wir über eine rund 40 Kilometer lange, kontinuierlich talwärts führende Autobahn von 2’400 MüM runter auf Meereshöhe nach Veracruz an Golf von Mexiko. Dabei verlassen wir schlagartig das trockene Wüstengebiet und wechseln in feucht warme Tropenwälder und Sumpfgebiete.
Nach längerer Zeit ohne Küste geniessen wir es wieder am Meer zu sein wo immer eine angenehme Brise Wind für Abkühlung sorgt.
Unser Nachtlager schlagen wir neben einer Palapa (Strohhäusschen) am Luis Martinez Beach auf. Nach einer langen Fahrt gönnen wir uns leckeren Fisch bei einem typisch mexikanischen Imbisstand und erfahren so einiges über die Region.
Dem wohl wenigsten besuchten Kolonialstädtchen Tlacotalpan, welches im Jahr 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurde, statten wir einen Kurzbesuch ab. Das farbenprächtige Städtchen welches seit dem frühen 19. Jahrhundert kaum verändert wurde, lieg am Rio Papaloapan, auf welchem während unserem Besuch gleich ein Speed-Bootrennen statt findet.
Auf der Weiterfahrt Richtung Yukatan Halbinsel legen wir extra noch einen Halt im Jungelcamp von Catemaco ein. Andere Reisende berichten, hier Affen und Papageien direkt vom Campingplatz beobachtet zu haben. Betty’s Enttäuschung ist gross, da sich keines der gewünschten Tiere blicken lässt. Trotzdem fahren wir am nächsten Tag weiter und haben dafür an unserem nächsten Übernachtungsplatz, bei der Papageienschlucht, um so mehr Glück. Bei Sonnenaufgang wirbelt eine grüne Wolke kreischender Papageien aus der Tiefe empor und verschwindet in die angrenzenden Wälder. Einzig das Fotografieren stellt diesmal eine grössere Herausforderung dar.
Mittlerweile ist der Termin für die Ankunft von Bettys „Gotte-Bueb“ mit samt Familie aus der Schweiz fixiert und wir freuen uns riesig auf den Besuch. So ist unser Fahrplan ganz auf diesen Termin ausgerichtet um pünktlich in Tulum anzukommen. So entschliessen wir den ursprünglich geplanten Umweg nach Oaxaca weg zu lassen und
fahren direkt zum Sumidero Canyon, wo wir eine zwei stündige Bootstour durch die bis 1’000 Meter hohen Felswände unternehmen, welche als Wahrzeichen von Chiapas gelten. Dabei lassen sich zwei Süsswasserkrokodile aus nächster Nähe beobachten.
Der Anfahrtsweg nach San Cristobal de las Casas, welches wir als nächstes anpeilen, strapaziert Friedlis Kräfte etwas. Von 400 MüM geht es während 35 Kilometern bergwärts bis auf 2'200 MüM und dies bei über 35°C und hoher Luftfeuchtigkeit.
Zur Belohnung gönnen wir unserem treuen Weggefährten eine Aussenreinigung der besonderen Art. Gleich zu dritt wird Friedli von Hand gewaschen, mit Eimern wird kräftig Wasser über ihn gekippt und als Krönung wird er noch mit dem Ledertuch getrocknet. Das alles für umgerechnet CHF 3.90.
Wir flanieren durch das Städtchen und erfreuen uns in der lebhaften Fussgängerzone an den zahlreichen, einladenden Restaurants welche alle um Kunden werben.
Die beiden von rein indigenen Ureinwohnern bewohnten Dörfer, San Juan Chamula und Zinacantan, besuchen wir am nächsten morgen mit einer geführten Tour. Dabei erfahren wir viel über die Kultur und nutzen die Chance eine Kirche der besonderen Art zu besuchen. Hierbei handelt es sich um eine katholische Kirche, welche jedoch stark vermischt mit Ritualen der Maya-Kultur wird.
Der Boden ist mit Fichtennadeln bedeckt und überall werden Kerzen in verschiedenen Farben in Form eines Rituales angezündet. Die Betenden Menschen knien am Boden, singen und opfern teilweise sogar lebende Hühner. Dazu wird Posch(Hochprozentiger Alkohol) getrunken. In Zinacantan besuchen wir eine Grossfamilie, welche traditionelle Stoffe und Kleider herstellt. Diese dürfen wir sogar anprobieren und werden anschliessend mit frisch auf dem Feuer zubereiteten Taccos verköstigt.
Unser nächstes Ziel heisst Palenque. Die Strasse, welche durch die Berge in eines der ärmsten Gebiete Mexicos führt, ist bekannt für Strassenblockaden. Diese sollen spontan durch Einheimische, teils vermummte Männer, teils durch ganze Dörfer organisiert und erstellt werden. Dabei wollen sie etwas Geld von den Passanten, welches zur Verhinderung eines Strassenausbaus durch die Mayagebiete eingesetzt werden soll.
Wir erkundigen uns vorab diesbezüglich bei der Tourist-Information über die aktuelle Lage und erhalten den Tipp; früh morgens los zu fahren, da sei die Chance am grössten Blockaden frei die rund 200 km befahren zu können.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl starten wir morgens um 6 Uhr und fahren die ersten 140 Kilometer ohne Halt die kurvige Strecke bis zu den wunderschönen Agua Azul Wasserfällen. Hier gönnen wir uns erst einmal ein verspätetes Frühstück und geniessen das türkisblaue Wasser, welches sich von Becken zu Becken in unzähligen weissen Wasserfällen ergiesst.
Auf der Weiterfahrt werden wir dann tatsächlich mehrmals von Kindern mit gespannten Seilen angehalten, welche so versuchen ihre Bananen oder Kokosnüsse zu verkaufen.
Die Fahrt ist anstrengend. Zum einen weil wir nie sicher sind ob irgendwo doch noch eine Strassenblockade auf uns wartet. Und zum andern wegen den von Betty zur Ablenkung gezählten, sage und schreibe 257 Topes (Geschwindigkeitsbegrenzungshügel) auf 200 km verteilt.
Unsere Früh-Aufsteh-Strategie hat sich jedenfalls gelohnt und wir erreichen Palenque problemlos und unbescholten.
Die mächtigen, von Urwald umgebenen Tempel von Palenque besichtigen wir bewusst morgens um acht Uhr. Einerseits ist dann die Temperatur noch halbwegs erträglich und andererseits befinden sich noch nicht hunderte Touristen in der Anlage.
Spätestens nach der Wanderung durch den Urwald sind wir schweissgebadet und wollen uns im Pool vom Campingplatz etwas abkühlen.
Freude herrscht als wir zwei Autos mit Zürcher-Kennzeichen erspähen. Die Welt ist manchmal ein Dorf. Im Gespräch stellt sich heraus, dass Armin nur gerade 20 Kilometer von Bettys Elternhaus entfernt einen Bauernhof bewirtschaftete und wir gemeinsame Bekannte haben. Nach einem interessanten Austausch können wir ihnen sogar Betty’s geliehene Gehstöcke und Schuh mitgeben. Wir schwärmten so lange von Charlys Restaurant und den Schweizern Gerichten vor, dass sie sich entschieden ebenfalls einen Stopp im über 1'000 Kilometer entfernten Santa Elena einzulegen.
Mittlerweile ist die Luftfeuchtigkeit mit ca. 80 % merklich angestiegen und unser Thermometer zeigt oft 35°C und mehr an. Erstmals sind wir froh um die Klimaanlage, welche den Fahrkomfort erheblich steigert. Weiter geht es entlang dem Golf von Mexiko bis nach Campeche. In den nächsten Tagen sind noch einige Kilometer zurückzulegen, um pünktlich unseren Besuch in Empfang nehmen zu können. Trotzdem lassen wir es uns nicht nehmen noch einige grosse Mayastätten zu besuchen. Zu den Pyramiden von Kabál verschlägt es zwar nur wenige Touristen, dafür tummeln sich gemeinsam mit uns unzählige Leguane in der Anlage.
Etwas anders ist es in Uxamal. Diese Anlage zählt zu einer der wichtigsten Stätten der Maya-Kultur und zieht dementsprechend viele Besucher an. Während Beat sich bei brütender Hitze auf den Weg macht, zieht Betty einen „Pyramiden-Freien-Nachmittag“ ein und liest ein Buch im Schatten. Abends geniessen wir gemeinsam einen herrlich abkühlenden Regenguss und lassen den Tag bei einem kühlen Glas Weisswein ausklingen. Weiterer geht es an die Küste vom Golf von Mexiko. In Sisal finden wir Anstelle der erhofften Flamingos einen genialen Übernachtungsplatz direkt im Sand.
Kurz nach unserer Ankunft kommen wir ins Gespräch mit einem Mexikaner, welcher uns erklärt, dass dieser Strand privat sei. Da er aber zuständig für das Grundstück ist, dürfen wir gerne hier die Nacht verbringen. Wir bedanken uns mit einem kühlen Bier und geniessen das Bad im Golf von Mexico.
Damit wir den wunderschönen Platz wieder verlassen können, muss zuerst etwas Luft aus Friedlis Reifen gelassen werden. Denn bereits nach zwei Metern haben sich die Hinterräder verdächtig tief in den Sand gegraben. Doch unser gelerntes Wissen vom Offroadkurs hilft uns dabei und wir kommen problemlos raus. Unser nächstes Ziel heisst „Tres Cenotes“.
Cenoten gibt es weltweit nirgends so ausgeprägt wie auf der Yukatan Halbinsel. Dabei handelt es sich um Kalkstein-Wasserlöcher, welche mit ihrem kristallklaren Wasser zum Baden einladen. Wir steigen in einen überdachten Karren mit rostigen Rädern ein. Ein zierliches kleines Pferd wird vor den Karren gespannt und galoppiert neben den verbogenen Schienen 8 Kilometer durch den Wald. Über eine Leiter gelangen wir zu den glasklaren, blau leuchtenden, unterirdischen Wasserbecken, welche zum Baden einladen. Einmal mehr werden wir für unser frühes Aufstehen belohnt und geniessen diese Pracht für uns alleine. Auf dem Rückweg kreuzten wir dann die ersten Besucher. Dazu müssen wir absteigen, der Karren wird von Hand aus den Schienen gehievt, oder aber wir wechseln einfach samt Pferd den Karren und weiter geht’s.
Als nächstes quartieren wir uns bei Harald in Izamal ein und erkunden das Altstädtchen. Die fast ausschliesslich gelben Fassaden wirken ansprechend und wurden extra für einen Papstbesuch angebracht. Obwohl wir langsam resistent gegen typische Touristen-Attraktionen sind, lassen wir uns ausnahmsweise von einem Kutscher überreden, eine halbstündige Fahrt mit seiner kitschig rosa bemalten Kutsche zu machen. Sein Pferd hat passend einen rosaroten Hut an und sieht einfach zum anbeissen aus. Bei ca. 38 Grad ist es sehr angenehm durch die Gassen gefahren zu werden und dabei noch etwas Fahrtwind ab zu bekommen.
Nun sind wir bereit für die nächste Maya-Pyramide. Dafür wählen wir den Stellplatz beim Hotel Dolores Alba in Piste, was sich als gute Wahl herausstellt. Der Pool ist erfrischend, das WIFI schnell und als Bonus erhalten wir noch Gutscheine für die Gratis-Light-Show in Chichén Itzá. Hatten wir doch für eine vergleichbare Show in Teothiuacan satte 30 US-Dollar pro Person bezahlt. Wir erhalten einen ersten genialen Eindruck von dieser Anlage, welcher uns motiviert morgens bereits um 8.00 Uhr bei Türöffnung vor Ort zu sein. Während der ersten Stunde haben wir so die Möglichkeit das eindrückliche Areal ohne tausende Touristen, welche hier täglich anreisen, zu sehen. Die unzähligen Händler welche Mayakalender und sonstige Souvenirs verkaufen sind glücklicherweise mehrheitlich noch mit dem Aufstellen ihrer Stände beschäftigt.
Da wir in Sisal nur ganz wenige Flamingos aus grosser Entfernung sehen konnten, nehmen wir die zusätzlichen Kilometer nach Rio Lagartos unter die Räder und werden belohnt. Wir befahren eine 20 Kilometer lange Piste zwischen Lagune und Meer und sehen die leuchtend rosaroten Tiere welche in Schaaren im seichten Wasser stehen.
Pünktlich zu Bettys Geburtstag erreichen wir die Karibik. Von Tulum aus führt eine 40 Kilometer lange, teils sehr holprige Schotterpiste durch den Dschungel nach Punta Allen. Ein kleines Fischerdorf mit weissem Sandstrand und türkisfarbigem, lau-warmem Meerwasser. Zwischen Kokospalmen spannen wir unsere Hängematte und können unser Glück kaum fassen. Wir sind wirklich mit Friedli im karibisch weissen Sand. Nach drei Nächten verabschieden wir uns schweren Herzens von diesem schönen Stückchen Erde und machen uns auf den Weg nach Cancun. Dort holen wir unsere Freunde aus der Schweiz ab.
Das gemietete Apartment mit Klimaanlage und Pool in Tulum ist ein genialer Ausgangspunkt für viele interessante Tagestouren. Glücklicher Weise erhalten wir die Erlaubnis Friedli direkt davor zu parkieren, so können wir viel Zeit gemeinsam verbringen.
Baden in Cenoten, Tägige Bootstouren, treiben lassen in einem alten Mayakanal zwischen zwei Lagunen, beobachten von Affen im Dschungel und Krokodile aus nächster Nähe sehen. Als absolutes Highlight schwimmt Betty mit ihrem „Gotte-Bueb“ mit Delfinen in einem Pool. Nach 17 erlebnisreichen Tagen heisst es dann schon wieder Abschied nehmen.
Während dem sich unsere Freunde auf den Rückweg in die Schweiz befinden, beginnt für uns die Vorbereitung für einen neuen Reiseabschnitt. In wenigen Tagen werden wir Nordamerika nach über einem Jahr verlassen um Mittelamerika kennen zu lernen.. Ein weiteres Mal fahren wir Richtung Punta Allen, wo wir unter Palmen Reisebericht schreiben und gemeinsam mit anderen Langzeitreisenden uns austauschen über den bevorstehenden Grenzübertritt nach Belize.
Zu unserem 2 jährigen Reisejubiläum lassen wir Friedlos vom Salzwasser gezeichnetes Chassis neu lackieren. Ein für Beat Nerv aufreibendes Unterfangen, unterscheiden sich doch seine und mexikanische Qualitätsunterschiede leicht. Dank seinem scharfen Kontrollblick und ausdauernder Intervention erstrahlt Friedlos Unterboden jedoch nach 4 Stunden in neuem Glanz. Aus typisch schweizerischem Sicherheitsdenken konstruiert BEat Zusatzschlösser für unsere Dieseltanks um einem eventuellen Dieselklau vorzubeugen. (Fotos unter Fahrzeug ersichtlich) Nach getaner Arbeit relaxen wir an der Lagune Bacalar mit unseren Reisefreunden aus England noch ein paar Tage, bevor wir Mexico nun endgültig verlassen.