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Mexicos Hochland (Mexico)

Wir durchfahren den Kupfercanyon per Zug, verbringen unsere erste Nacht ohne Friedli im Hotel und geniessen die Kokospalmen am Meer bevor wir uns auf den Weg in die farbenfrohen Kolonialstädte machen. Neben der mexikanischen Küche geniessen wir die Gastfreundschaft und Kochkünste des Schweizer Auswanderers Charly, welcher Bratwurst und Zürigschnätzlets auf der Speisekarte hat.   

 

Route: Topolobampo, El Fuerte, Creel, El Fuerte, Mazatlán, Durango, Zacatecas, Aguascalientes, Guanajuato, San Miguel de Allende, Santa Elena

 

Per Lastwagenfähre erreichen wir das Festland Mexicos in Topolobampo. Dabei können wir eine organisatorische Meisterleistung und Präzisionsarbeit während dem Be- und Entladen mitverfolgen. Mit einem Lift werden wir auf das Oberdeck gehievt, dabei werden die letzten Zentimeter ausgenützt. Wir können kaum mehr Aus- und Einsteigen und müssen unsere Beweglichkeit unter Beweis stellen, damit wir zur Kantine zum Nachtessen gelangen.

Kurz nach Tagesanbruch legen wir im Hafen von Topolobampo an und machen uns gleich auf den Weg Richtung Kupfercanyon, welcher im Reiseführer als grösser und eindrücklicher als der Grandcanyon (USA) beschrieben wird. Auf dem Weg dorthin durchfahren wir Los Mochis. Diese Ortschaft kannte wohl niemand bis vor ca. 3 Monaten. Mit der Verhaftung des meistgesuchten und mehrmals ausgebüxten Drogenbosses "El Chapo" erlangte diese Kleinstadt kurz Weltberühmtheit. Während der Fahrt nach El Fuerte, ca. 80 Kilometer im Landesinnern, beobachten wir erstmals in Mexico grosse Farmen mit ebenso riesigen Maschinen entlang der Strasse. Die Böden scheinen dank dem Rio Fuerte sehr fruchtbar zu sein und die grosse Nachfrage nach Mais (für Tortillas) und Gemüse abzudecken.

 

In El Fuerte schlagen wir bei einem über 80 jährigen Ehepaar nahe dem Bahnhof unser Nachtlager auf. Dieser halbwegs eingezäunte Hühnerhof dient als sichere Bleibe für Fahrzeuge, deren Besitzer per Zug in den Kupfercanyon fahren.

Am nächsten Morgen fährt der "Chepe" pünktlich um 8.20 Uhr im Bahnhof El Fuerte ein. Wir haben unser Bündeli gepackt und lassen Friedli erstmals für drei Tage alleine zurück.  Ein etwas komisches Gefühl begleitet uns während der ersten Stunde Zugfahrt. Mit max. 50 Km/h fährt der Zug durch die kargen Täler und windet sich auf 2'400 MüM hinauf in den entlegenen „Baranca de cobre“, was soviel wie Kupferschlucht bedeutet.  Einen kurzen Blick in die tiefe Schlucht können wir nur während dem 20 minütigen Aufenthalt in Divisadero erhaschen. Dafür erhalten wir während unserer eintägigen Fahrradtour in Creel einen Einblick in das Leben der Tarahumaras, einer von Mexicos charakteristischsten indigenen Kulturen. Sie leben in Höhlen und kleinen Häusern auf dem Land. Die Frauen in ihren bunten langen Röcken tragen ihre Kinder oft mit Tüchern auf dem Rücken und verkaufen handgeflochtene Körbe und aus Holz geschnitzte Puppen und Tiere.

Damit wir auf der Rückfahrt einen etwas längeren Aufenthalt in Divisadero erhalten, nehmen wir früh morgens den lokalen Bus und fahren die kurvenreiche Strecke direkt bis zur Aussichtsplattform am Canyon. Nach einer zweistündigen Wanderung entlang der Felskannte erhalten wir so etwas mehr Einblick in die eindrückliche Schlucht.

Nach drei erlebnisreichen Tagen kehren wir wohlbehalten nach El Fuerte zurück, wo Friedli geduldig auf uns wartet.

Weiter geht es der Küste entlang südwärts nach Celestino.  Dabei gelangen wir zum ersten Mal in Mexico auf eine „Route Cuota“, was soviel bedeutet wie gebührenpflichtige Strasse. Die Höhe der Gebühren, umgerechnet CHF 18.- für 200 km, erscheint uns dann doch etwas sehr teuer. Es war uns eine Lehre und wir werden künftig die „Libre“ (gebührenfrei) bevorzugen.

Da freut uns die Wahl des Campinglatzes direkt am Meer, welchen wir uns für die nächsten Tage aussuchen, um so mehr.

Der Platz ist abgesehen von einem pensionierten kanadischen Ehepaar, welches hier seit Jahren den Winter verbringt, leer. Wir geniessen die Ruhe, spannen unser Hängematte zwischen den Palmen auf und ernten unsere ersten Kokosnüsse, welche wunderbar schmecken.

Nach den entspannenden Strandtagen und einem eintägigen Besuch in Mazatlán, wollen wir nun ins Hochland und wählen dafür die sehr kurvige alte Mex 40 Strasse nach Durango. Seit der Überfahrt auf das Festland reisen wir mit Amy und Guy, einem Pärchen aus England mit  ihrem Land Rover. Dabei können wir uns gegenseitig austauschen und es vermittelt etwas Sicherheit, in den eher abgelegenen Berggebieten mit zwei Fahrzeugen unterwegs zu sein.

 

Wir geniessen die kurvenreiche Fahrt auf das über 2'000 MüM liegende Hochplateau der Sierra Madre und merken glücklicherweise nichts von dem angeblichen Drogenanbau in dieser Region. Im Gegenteil, wir fühlen uns sehr sicher und entscheiden uns, gleich in den zwei abgelegenen Naturparks auf der Strecke zu übernachten.

In Durango schlendern wir gemütlich durch die Fussgängerzone und besichtigen den unterirdischen Tunnelgang, welcher uns Eindrücke in die Bergbaugeschichte gibt. Die Region um Durango zählt zu den weltweit wichtigsten Erzvorkommnissen. Stolz wird erzählt, dass 60% des verwendeten Stahls für den Bau des Eifelturmes aus Durango stammt. Heute wird in 28 Minen hauptsächlich noch Gold und Silber abgebaut.

Bevor wir uns der nächste Stadt widmen, machen wir einen Halt im Parque National Sierra de Organos. Dieser eignet sich mit seinen tollen Steinformationen und den einzelnen bereits blühenden Kakteen gut für eine Wanderung.

In Zacatecas, der ersten Kolonialstad,t welche wir besichtigen wollen, stellen wir uns auf den Parkplatz eines zentral gelegenen Hotels und geniessen Polizeischutz.

Wir sind uns bis heute nicht einig, was genau die ca. 50 mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten und die ebenso vielen Polizeiautos für einen Auftrag hatten. Vielleicht handelte es sich um ein Meeting, einen wichtigen Hotelgast oder um einen Staatsbesuch. Wir haben auf jeden Fall gut geschlafen.

Unsere nächste Begegnung mit der Polizei haben wir in Aguacalientes. Ein Polizist auf einem Motorrad hält uns mitten in der Stadt an. Oft wurden wir gewarnt vor den korrupten mexikanischen Polizisten und denken sofort, jetzt sind wir dran. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt J Der freundliche Polizist kontrolliert unsere Fahrzeugpapiere und erkundigt sich, wohin wir wollen. Wir nennen ihm den Namen des Hotels, bei dem wir unser Auto für die Nacht parkieren möchten. Daraufhin erklärt er uns, dass der Weg dahin etwas kompliziert sei. Nach kurzer Rücksprache mit seinem Chef, erhält er die Erlaubnis, uns zu besagtem Hotel zu eskortieren. Muchas Gracias Luis...

 

Weiter geht’s nach Guanajuato, unserer bisherigen Lieblingsstadt Mexicos. Die aussergewöhnliche Kolonialstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. An den steilen Berghängen kleben farbenfrohe Gebäude. Bereits die Fahrt zum kleinen Morril Campground mit Blick über die Stadt ist ein Abenteuer. Viele der Strassen winden sich um Hügel oder verschwinden in Tunnels, welche früher Flüsse waren. Beat manövriert Friedli gekonnt durch die engen, steilen Gassen. Wir quartieren uns gleich für 3 Nächte ein und erkunden das Städtchen mehrheitlich zu Fuss.

In der „Callejòn del Beso“ (Gasse des Kusses), einer der schmalsten Gassen der Stadt, berühren sich die Balkone der an ihr liegenden Häuser fast. Eine Legende besagt, dass sich die Tochter einer vornehmen Familie in einen normalen Minenarbeiter verliebt haben soll. Dieser hätte ein Zimmer im gegenüberliegenden Haus angemietet. So hätten sie den Kontakt heimlich gepflegt, was aber nicht unentdeckt blieb und so ein tragisches Ende fand.

Während einer geführten Tour fahren wir durch die unterirdischen Tunnels zu einer stillgelegten Miene und zu einem Foltermuseum.

Ein ganz spezielles Erlebnis war der Besuch des berühmten Mumien-Museums, in welchem mehr als 100 exhumierte Körper zu sehen sind. Es handelt sich tatsächlich um mumifizierte Überreste, welche entstanden, weil es in den Gräbern sehr trocken war und der Boden sehr mineralienhaltig ist. Die Körper sind jedoch nicht tausende von Jahren alt. Die ersten Überreste wurden 1865 ausgegraben, um auf den Friedhöfen Platz zu machen. Dabei wurden nicht wie erwartet Skelette ausgegraben, sondern eben diese Mumien.

 

Wir befinden uns nach wie vor auf über 2’000 Meter über Meer und erleben ein weiteres Naturschauspiel. Es beginnt zu schneien. Die Mexikaner haben nach eigenen Angaben in dieser Region seit 18 Jahren keinen Schnee mehr gesehen. So ist es verständlich, dass sie dies zelebrieren und mit Schneemännern auf ihren Autodächern herum fahren.

Etwas wehmütig verlassen wir die lebhafte Stadt und fahren weiter nach San Miguel de Allende.

Dies ist ebenfalls eine Kolonialstadt, welche zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt wurde. Im Unterschied zu Guanajuato wird hier viel englisch gesprochen und die Häuser sind nicht in kunterbunten Farben gemischt. Viele sind in gelb und Brauntönen gehalten oder in Naturstein belassen. Wir stellen uns auf den zentralen Campingplatz und können so wieder zu Fuss die Stadt erkunden. Die Temperaturen sind angenehme 27°C und das ist für Hochzeiten geradezu ideal. Die Türen stehen in jeder Kirche offen und der Zutritt ist frei. So können wir in mehreren Kirchen gerade Trauungen mitverfolgen.

 

Unser nächstes Ziel heisst Charlys Restaurant. Diese Adresse wurde uns bereits mehrmals von anderen Reisenden empfohlen.

Charly wanderte vor 25 Jahren aus der Schweiz aus und betreibt ein Restaurant mit Bratwurst und „Zürigschnätzletem“ auf der Speisekarte. Wir freuten uns schon Tage zuvor auf die Bratwürste und Spiegelei auf Fleischkäse gewürzt mit Aromat. Das fühlt sich fast etwas wie zu Hause an.

Charly kennt die Region gut und versorgt uns mit hilfreichen Informationen.

Er organisiert eine Führung in der lokalen „Siete Leguas“ Tequilla-Destillerie. Wir lernen Valentin kennen, der ebenfalls vor vielen Jahren aus der Schweiz ausgewandert ist und in Atotonilco eine Mühle betreibt. Sein Angebot, die Mühle zu besichtigen nehmen wir ebenfalls gerne an und verbringen einen spannenden Nachmittag in seinem Betrieb.

Beat hilft Charly an seinem Motorrad diverse kleine Reparaturen zu erledigen und  kann, als Dank dafür, eine kleine Motorradtour unternehmen. Ebenso werden wir zu einem Mittagessen bei einem mexikanischen Freund und Valentins Geburtstagsparty eingeladen, was wir gerne annehmen und so viel über Land und Leben hier erfahren. Schnell vergeht eine Woche und als wir los fahren wollen, stürzt Betty unglücklich von Friedlis Treppe, ihr Knöchel ist leicht angeschwollen, was uns veranlasst noch ein paar Tage zu bleiben.

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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