Nach 1’500km verlassen wir die Provinz Quebec um nach Ontario zu gelangen. In den letzten 8 Tagen sind wir an einsamen Strände spaziert, haben 2 schmucke Städte besichtigt und uns an der Blütenpracht des Frühlings erfreut.
Mit der Fahrt über die van Horne Bridge, von Campbellton nach Pointe-de-la-Croix, ändern sich gleich drei Dinge spürbar. Erstens; gewinnen wir eine Stunde Zeit, da wir die Atlantik-Zeit verlassen und uns neu in der Ost-Zeit befinden.
Zweitens; wird in Québec, als einzige Provinz Kanadas, vorwiegend Französisch gesprochen und gilt als Amtssprach. Es ist die Muttersprache von ca. 80% der Bevölkerung.
Drittens; füllen hier, anstelle des Brotes, Baguettes die Regale und es kann zu unserem erstaunen, Bier und Wein wieder im Supermarkt gekauft werden. In den bisher besuchten Provinzen, war dies nur in speziellen „Bottel-Stors“ möglich.
Québec hat in der Vergangenheit bereits mehrere Referenden, bezüglich einer Abspaltung von Kanada, lanciert. Diese fielen jeweils sehr knapp, zu Gunsten einem verbleib bei Kanada, aus. Die Ressentiments gegen die englische Vorherrschaft ist bis heute auf jedem Quebecer-Auto-Nummernschild “Je me souviens“ (ich erinnere mich) zu lesen.
Wir spüren nichts von diesem Konflikt und fühlen uns auf anhieb wohl auf der Gaspé-Halbinsel. Unsere Fahrt führt uns entlang der Küste durch kleine Fischerdörfer, und viele unbebaute Stränden mit Schwemmholz, bis nach Percé.
Die auf Sommer Tourismus ausgerichtete Insel wirkt auf uns idyllisch und als ob die Zeit stehen geblieben ist.
Aufgrund der Wetterprognosen fahren wir das erste mal über 300 Km an einem Tag. So war es uns gegönnt, den riesigen Rocher Percé, ein 88m hoher, 90m breiter und 475m langer Felsmonolith mit Torbogen, der wie ein gigantisches Felsstück vor der Küste liegt, bei herrlichem Sonnenschein zu bewundern.
Weiter in Gaspé stehen wir erneut vor verschlossen Türen bei der Tourist Information.
Das Glück steht einmal mehr auf unserer Seite. Ein einheimischer spricht uns sofort an und lädt uns spontan ein, bei ihm zu Hause, direkt am Meer, zu übernachten.
Wir nehmen das Angebot dankend an und werden zudem hervorragend bekocht. Zum Frühstück essen wir das erste mal Blaubeer-Pfannkuchen mit Ahornsirup. So sind wir bereit für die Weiterfahrt, welche uns an etlichen Leuchttürmen und langen Sandstränden vorbeiführt Richtung der Provinzhauptstadt Québec. Die gesamthaft ca. 900 km der Umrundung der Halbinsel haben sich definitiv gelohnt.
Québec-City gilt als die älteste Stadt Kanadas und hat die einzige unzerstörte Stadtmauer nördlich von Mexiko. Bei Sonnenschein erkunden wir die Altstadt zu Fuss, welche in eine Ober-und Unterstadt unterteilt ist. Das Hotel Chateau Frontenac gilt als das markanteste Gebäude und zugleich das Geschichtsträchtigste der Stadt. Es beherbergte nicht nur alles was Rang und Namen hat sondern diente Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt 1943 als Konferenzraum um die Invasion der Normandie vorzubereiten. Dazu mussten kurzerhand 800 Hotelgäste ausquartiert werden.
In der Unterstadt schmiegen sich schmuck restaurierte, kleine Spitzgiebel-Häuser an den Hang, in ihnen befinden sich einladende Kaffes und Läden. Im Kontrast dazu besichtigen wir noch die sternförmige Zitadelle welche von den Engländern errichtet wurde als sie 1820 den USA misstrauten.
Auf der Weiterfahrt Richtung Montreal erblicken wir einen gewaltigen Wasserfall mit Hängebrücke. Kurzerhand legen wir einen Stopp ein und sind überwältigt, von den Wassermassen die herunterstürzen und dem Regenbogen welcher sich uns mitten über dem Fluss präsentiert.
In der Grossstadt Montreal angekommen suchen wir nach einem geeigneten Platz zum Übernachten. Schnell finden wir diesen, dank einem wiederum sehr freundlichen Herrn, der uns anbietet, für ein paar Tage auf seinem Firmengelände zu übernachten. Dieses liegt ca. 500m von der City entfernt und wir nutzen es für drei Nächte gerne und können so Montreal zu Fuss erkunden.
Wir marschieren auf den Mont Royal, von wo wir eine tolle Aussicht über die Stadt haben, flanieren durch die Altstadt und laufen dem Fluss entlang bis zur Ile Saint Hélène, wo die Vorbereitungen für das Formel 1 Rennen im Juni in vollem Gange sind und die Bäume in voller Pracht blühen. Das erste Mal vermissen wir unsere Fahrräder. Laufen wir doch pro Tag ca. 16 Kilometer. Trotzdem kürt Beat Montreal zu seiner neuen Lieblingsstadt nach Sevilla, sie ist grün, sehr sauber und bietet neben den einladenden Lokalen mit dem Mont Royal einen tollen Ausblick über die Stadt.
Über den Trans Canada Highway fahren wir weiter und verlassen Québec in Richtung Ontario. Wir sind erstaunt dass Kanada erst seid 1962 eine durchgehende Ost-West-Verbindung hat. Davor war dies nur mit dem Zug oder via USA möglich.